Gemeinschaftsarbeiten Maike Brautmeier und Julia Drahmann

 

Maike Brautmeier und Julia Drahmann verbinden in Ihren Gemeinschaftsarbeiten Malerei und Fotografie miteinander. 

Grundlage sind meist sorfältige inszenierte Fotografien von Maike Brautmeier. Durch den Austausch, die malerische Ergänzung und Weiterarbeit durch Julia Drahmann erhalten die Motive neue Bedeutungen, perspektivische Erwartungen werden subtil angezweifelt und der Blick des Betrachters verunsichert.

Durch die Verschmelzung der Disziplinen Fotografie mit der Malerei, 

werden Grenzen verschoben und die Betrachter*in sieht sich selbst und 

das Motiv mit vielen neuen Fragestellungen konfrontiert.

Was ist fotografische Realität, was ist malerische Fiktion? Inwiefern haben die malerischen Ergänzungen die Fotografie verändert, etwas Neues geschaffen oder Fehlendes ergänzt?

Durch das Hinzufügen und Wegnehmen von sichtbaren und unsichtbaren Bildelementen sind analoge Bildmontagen entstanden, die eine neue, eigenständige Bildsprache sprechen.

 

Prof. Dr. Ferdinand Ullrich anlässlich der Malerei 11 Ausstellung

 

Die Porträtmalerei von Julia Drahmann hat nicht das Ziel, eine bestimmte Person möglichst naturalistisch wiederzugeben. Sie zeigt Menschen in bestimmten Stimmungslagen, die sich bei ihr auch in den Titeln niederschlagen: „Ausgewogen, Einklang, Erblickt, Warten“. Es sind Situationen der geistigen Versenkung, der Ruhe und der Innerlichkeit, weniger der Extrovertiertheit. Es sind Einzelporträts, bei denen der Porträtierte sich des Porträtiert-Werdens nicht bewusst ist: die Augen sind geschlossen oder der Blick geht in die Ferne. Beides repräsentiert ein Schauen von etwas, was die Möglichkeiten der Bildwiedergabe übersteigt. Die dargestellten Personen führen das exemplarisch vor. Sie stehen dabei nicht im Schatten oder im Halbdunkel, sondern im vollen Sonnenlicht. Es ist hell in den Bildern von Julia Drahmann. Malerisch vollzeiht sie das eher mit einer zurückhaltenden, zarten Farbgebung, die auf starke Kontraste verzichtet. Die räumliche und damit auch soziale Einbindung bleibt unbestimmt. Der Hintergrund wird malerisch nicht oder kaum ausgeführt. Vielmehr rückt die Malerin sehr nahe an die Person heran, so dass die Gesichter von den Bildkanten beschnitten werden. Da dies in einem durchaus großen Bildformat ausgeführt ist, erscheinen die Personen überlebensgroß auf der Leinwand. Der Betrachter wird so in diesem eher intimen Moment unausweichlich hineingezogen, in einer Geste der gleichsam körperlichen Überwältigung. Auf diese Weise beanspruchen die Bilder von Julia Drahmann eine Objektivität, die gewissermaßen die sehr individuelle Ausgangsstimmung konterkariert. Das subjektive Besondere wird so zum Träger des objektiv Allgemeinen.

 

 

Künstler und Kunstphilosoph Till Julian Huss

 

Julia Drahmanns Menschenbilder bedienen sich zweier gegensätzlicher Pole in der Stilgeschichte der Porträtmalerei. Einerseits bannt die Künstlerin Personen in einem Naturalismus auf die Leinwand, der sich durch seine verhaltene Umsetzung einer aufdringlichen Detailgenauigkeit im Positiven verwehrt. Andererseits zeigt sie Personendarstellungen, die von einer starken Reduktion des Bildgegenstands dominiert werden und durch eine starke Tontrennung schon fast Piktogrammen gleichen. Trotz der Gegensätzlichkeit der Ansätze eint beide Werkgruppen der bewusste Einsatz von Lasuren: In den frühen Arbeiten evozieren sie eine zarte Lebendigkeit der Gesichtspartien, in den neusten Werken berauben sie die kontrastreichen Gesichter ihrer Härte und lassen sie hinter einem verklärenden Schleier zurücktreten.

Durch die Konfrontation beider Arbeitsphasen erzählt Julia Drahmann die historischen Brüche in der Porträtmalerei, zwischen Naturalismus, Expressionismus und Realismus, mit ihren eigenen zeitgenössischen Mitteln neu.